Der Tomaten-Einsatz von Rohrdorf

Tomaten

Dieser Tage durften die Leser der, für ihre Seriosität bekannten Rosenheimer Provinzpresse, von einem glorreichen Tomaten-SEK-Einsatz erfahren, der bereits im März letzten Jahres in Rohrdorf stattgefunden haben soll. Ein offenbar unbescholtener Bürger wurde beim Spaziergang mit seinem Hund verhaftet und seine Wohnung im Anschluss von einem Sondereinsatzkommando gestürmt. Man unterstellte dem Mann die Zucht von Cannabis-Pflanzen, gefunden wurden jedoch lediglich Tomatensträucher, deren Besitz und Aufzucht in Deutschland bislang nicht politisch verfolgt wurde.

Eine Premiere also und ein bahnbrechender Erfolg für die Polizei. Nachdem man nun die verhofften Marihuanabäumchen nicht fand, musste man im Angesicht der drohenden Peinlichkeit irgendetwas vorweisen und nahm im Frust des unerfüllten Belastungseifers kurzerhand den Tresor des Mannes mit. Darin fanden die Beamten zu ihrer großen Erleichterung brisantes Material, das mindestens als genau so gefährlich einzustufen ist, wie Cannabis-Pflanzen: zwei alte Dekowaffen in Form von Duellierpistolen. Im Nachgang stellte sich allerdings heraus, dass es sich um Erbstücke handelte, die der Geschädigte völlig legal besessen hatte.

Angebliche Reichsbürger-Aussage dient als Rechtfertigung

Es kam, wie es kommen musste: Die Verfahren wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz und des Waffengesetzes, wurden in vernunftbegabter Weise eingestellt. Als Rechtfertigung für diesen völlig überzogenen Einsatz kam wohl einem findigen Beamten von kriminalistischer Brillianz dann doch noch der finale Geistesblitz: Man dichtete dem Mann an, ein Reichsbürger zu sein, da er geäußert haben solle, den deutschen Staat nicht anzuerkennen. An der Rechtmäßigkeit eines Staates, der Bürgern aufgrund bloßer Verdachtsmomente obskurer Herkunft, maskiert und schwer bewaffnet die Tür eintritt, darf man im Eifer des Gefechts schon einmal Zweifel äußern.

Und das, ohne gleich als Reichsbürger diffamiert zu werden. Das Opfer wies den despektierlichen Vorwurf daher entschieden zurück. Der Fehler lag eindeutig bei der Polizei, da diese augenscheinlich ziemlich große Tomaten auf den Augen hatte oder aber vor lauter Tomatensträuchern den Cannabis-Wald nicht mehr sah. Natürlich geht aus dem fabelhaft recherchierten Artikel nicht hervor, woher der Hinweis mit den vermeintlichen Cannabis-Pflanzen überhaupt gekommen war. Es ist aber anzunehmen, dass der Mann von einem Nachbarn denunziert wurde.

Tomaten

Wer einfach nur Tomaten züchtet, der hat mit unangenehmem Besuch zu rechnen.

Bürgerrechte wurden mit Füßen getreten

Aus unserer Sicht handelt es sich bei dieser ganzen Aktion um einen handfesten Skandal. Hier wurden Bürgerrechte mit Füßen getreten, ein unschuldiger Mensch kriminalisiert, ein Hund vermutlich traumatisiert und Steuergelder in nicht hinnehmbarem Ausmaß verschwendet. Der Antritt eines Sondereinsatzkommandos aus „taktischen Gründen“ ist ja bekanntlich ein Schnäppchen und auch unbedingt notwendig, da gerade Cannabis-Züchter für ihr extremes Gewaltpotenzial bekannt sind. Vielleicht hatten die Beamten aber auch einfach Angst, in der Wohnung könnten sich bekiffte Killertomaten aufhalten.

Vermutlich hätte es dem einen oder anderen Urheber dieser Farce gut getan, sich lieber einmal ordentlich einen durchzuziehen. In der gleichen Zeit hätte man mit einem Bruchteil des Aufwands mindestens ein echtes Verbrechen aufklären können. Bei einer derart vor Kompetenz strotzenden Exekutive fühlt man sich doch gleich viel sicherer. Auf eine angemessene Entschädigung kann das Opfer im Bananenstaat Bayern jedenfalls kaum hoffen und trotz Einstellung der Verfahren bleibt sein Ruf wohl beschädigt. Auch zu Unrecht beschlagnahmte Asservate gibt es in der Regel nicht zurück oder diese müssten aufwendig eingeklagt werden.

Fazit zum haarsträubenden Tomaten-Fauxpas

Der Denunziant hat wohl ebenfalls wenig zu befürchten, getreu dem Motto: „Rufen Sie uns lieber einmal zu oft an, als einmal zu wenig.“ Im Zweifel wird dann eben mit schwerem Geschütz aufgelaufen, ein Tomatenzüchter seiner Freiheit beraubt, sein Inventar zertrümmert und seine Wohnung komplett auf den Kopf gestellt. In Anbetracht der Gefahr, die von hobbymäßiger Tomatenzucht auszugehen scheint, ist es ratsam, sich zukünftig lieber matschige und geschmacklose Hollandtomaten aus dem Supermarkt zu besorgen.

Für diesen verfehlten Polizei-Einsatz hätten es die Verantwortlichen zumindest verdient, einmal ausgiebig mit faulen Tomaten beworfen zu werden. Da kann man wirklich nur noch den Kopp schütteln. Wir von INNoffiziell möchten uns daher die Gelegenheit nicht nehmen lassen, diese besondere Leistung der Rosenheimer Schildbürger-Polizei mit dem Preis der Goldenen Tomate zu würdigen.

Der Tomaten-Einsatz von Rohrdorf

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