Rosenheim im Kinderunfallatlas

Kinderunfallatlas

Wer ein wenig in den Untiefen digitaler Rosenheimer Amigo-Postillen gräbt, der kann allerhand Erstaunliches zutage fördern. So stießen wir auf einen Artikel aus dem Jahre 2013, in welchem darüber berichtet wurde, dass die Stadt Rosenheim Kritik am Kinderunfallatlas übe, welcher seinerzeit von der Bundesanstalt für Straßenwesen erstellt und von der Techniker-Krankenkasse veröffentlicht wurde. Die Stadt Rosenheim hat dort wohl nicht besonders gut abgeschnitten und landete auf dem fünftschlechtesten Platz. Kinder, die im Straßenverkehr verunglücken, sind ein ernstes und wichtiges Thema, wie wir finden. Bei den zuständigen Behörden der Stadt Rosenheim scheint man dies allerdings weniger tragisch zu sehen. Anstatt die Kritik anzunehmen und umgehend gegenzusteuern, sieht man erst einmal seinen Ruf als glorifizierte und moderne Inn-Metropole geschädigt, zweifelt das erschreckende Ergebnis der Analyse an und verlangt nach einer eigenen Statistik.

Kinderunfallatlas: Stadt reagiert auf Kritik in gewohnter Weise

Peinlicher und dilettantischer kann man auf so eine brisante Angelegenheit wohl kaum reagieren. Ganz nebenbei gibt man auch noch zu, „erschrocken zu sein“ und indirekt erst aus der Analyse von dem mutmaßlichen Problem erfahren zu haben. Dies zeigt bereits, welchen geringen Stellenwert die Verkehrssicherheit von Kindern in der Stadt Rosenheim zu haben scheint. Viel mehr handelt es sich augenscheinlich um ein lästiges Übel, welches so gar nicht in das überwiegend auf Selbstbeweihräucherung beruhende Konzept passt. Des Weiteren ist auch bemerkenswert, dass über einen derartigen Skandal nur ein pflichtschuldiger kleiner Artikel am Rande erschien. Es gibt aber auch wahrlich viel wichtigere Themen, beispielsweise wie viele Schläge die Oberbürgermeisterin beim jährlichen Anzapfen auf dem Herbstfest benötigt, der Aufstieg und Fall des Bussi-Schorschs, oder wie erfolgreich und geil die Jahreshauptversammlung der CSU in diesem Jahr wieder war.

Auch bei der Polizei will man von nichts gewusst haben

Ebenso überrascht zeigte sich die Rosenheimer Polizei aufgrund des als rückläufig eingeschätzten Unfalltrends. Schnell fand man daraufhin die Ursache: Die Zahlen wurden in eine falsche Relation gesetzt, ein Viertel der verunglückten Kinder stamme gar nicht aus Rosenheim und zudem gäbe es da ja noch täglich 20.000 Einpendler. Na dann ist ja alles in Butter und der über jede Kritik erhabenen Stadt Rosenheim wurde offensichtlich, wieder einmal, unrecht getan. Kurzerhand deklarierte eine zum damaligen Zeitpunkt 22-jährige Gutachterin die Zahlen als „falsch und irreführend“. Die Kunst des exzessiven Schönredens beherrscht man bei der Stadt Rosenheim auf einem ganz hohen Niveau und die Schuld bei anderen zu suchen, avanciert auch hier mal wieder zur ultimativen Patentlösung. Wenn ein auswärtiges Kind unter die Räder eines Einpendlers gerät, ist das ja auch halb so schlimm und die Stadt Rosenheim hat damit quasi nichts zu tun.

Bereits die Unterteilung in einheimische Kinder und jene, die von außerhalb in die Stadt kommen, ist als bemerkenswert eklatant einzustufen und zeugt einmal mehr vom schauerlichen Kastendenken der erlauchten CSU-Kreise.

Die Angelegenheit wurde zur Chefsache erklärt

Zu guter Letzt schaltete sich dann noch die ehrfurchtgebietende Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer persönlich ein und nahm dies zum Anlass, eine eigene Statistik des städtischen Amts für Verkehrswesen vorlegen lassen zu wollen. Derartige Vorgehensweisen kennt man bereits bestens von den korrupten Regimen einschlägiger Bananenrepubliken. Kritik gab es lediglich vonseiten der SPD. Stadtrat Andreas Lakowski bezeichnete die Unfallzahlen als Katastrophe und konstatierte, dass das „Drehen von Stellschrauben an der Statistik“ nichts an der Rangfolge Rosenheims ändere. Dem ist wohl kaum noch etwas hinzuzufügen. Das Erstaunlichste jedoch passierte im Nachgang: nichts. Seit dem Jahr 2013 sind in den Archiven keine Artikel mehr zum Thema Kinderunfallatlas zu finden. Auch das Ergebnis der so ostentiös angekündigten Analyse des städtischen Amts für Verkehrswesen bleibt im Dunkeln. Es steht der Verdacht im Raum, dass dieses wohl nicht das gewünschte Ergebnis hervorbrachte und man sich deshalb entschied, das Thema Kinderunfallatlas in Zukunft lieber totzuschweigen.

Stattdessen findet man zahllose Artikel der Folgejahre, die über Schulwegunfälle, unverantwortliche Gefahrenstellen und rücksichtslose Elterntaxis berichten. Es erhärtet sich der Verdacht, dass sich seit dem wenig geändert hat. Wir finden jedenfalls, dass jegliche Beschönigung zum Thema Kinderunfallatlas absolut deplatziert und jedes verunglückte Kind eines zu viel ist. Dass die Stadt Rosenheim nicht noch schlechter abschneidet, ist alleine den zahlreichen ehrenamtlichen Schulweghelfern zu verdanken, die täglich großen Einsatz auf den Straßen leisten.

Die Stadt Rosenheim im Kinderunfallatlas

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